Montag, 7. März 2011

Diskussionsrunde zum "Kunstwerk im Zeitalter des Internets"

Letzte Woche trafen sich hier in unserer schönen Mehrzweckhalle das angesehene Multitalent Walter Benjamin, der Mash up Künstler Sam Ple und der Medienpädagoge Matt Scheibe zu einer Diskussionsrunde über das Thema „Das Kunstwerk im Zeitalter des Internets“.
Benjamin vertrat seine These, dass die Reproduktion von Kunst die Liquidierung des Traditionswertes am Kulturerbe bedeute. Sam Ple wiedersprach ihm hierzu vehement und stellte heraus, dass durch eine zeitgemäße Darstellung von traditioneller Kunst, diese im Gedächtnis der Gesellschaft bliebe. Matt Scheibe verwies auf seine positiven Erfahrungen mit der Handlungsorientierten Medienpädagogik, in der er Werke alter Meister mit Bildbearbeitungsprogrammen verändern lies und sie so in neue Sinnzusammenhänge einbettete.
Scheibe wies jedoch ausdrücklich auf die Belange des Copyright hin und dass er in seiner medienerzieherischen Tätigkeit hier sehr großen Wert darauf lege. Sam Ple entgegnete, dass schon Benjamins alter Kumpel Brecht keine Hemmungen hatte, sich bei allerlei Kollegen kreativ zu bedienen und es fast unmöglich sei, bei der kreativen Arbeit, nicht auf bereits vorhandenes zurückzugreifen. Außerdem stellt das Internet eine Möglichkeit dar, die es in Zukunft ermögliche, einen breiteren Zugang zu Kunst zu schaffen, unabhängig von gesellschaftlichen Voraussetzungen. Dies sei ein Meilenstein, wie es ihn zuletzt bei der Erfindung des Buchdrucks und der daraus resultierenden Einführung der Zeitung gegeben habe. Diesem Aspekt stimmte Benjamin zu und stellte noch einmal heraus, dass er darauf hoffe, dass durch die schnelleren Distributionsformen es totalitäre Regime in Zukunft schwieriger haben werden sich zu behaupten. Matt Scheibe verwies natürlich explizit auf die Chancen für Lehre und Forschung der neuen Medien.
Sam Ple bestand außerdem darauf, dass auch seine Mash Up Kunstwerke eine Aura des Einmaligen beinhalten und bezweifelte Benjamins Auffassung, dass alle maschinell erzeugte Kunst dieser Aura entbehre. Mash Up sei nicht ein stumpfsinniges kopieren, sondern eine zeitgemäße Nutzung der traditionellen Montage, ohne die beispielsweise der Film nie zu dem geworden wäre was er heute ist. Es handele sich bei seiner Mash Up Kunst um die Fortführung der Werkgeschichte des Kunstwerks. Ein Herunterstufen von bestimmten Spielarten der Kunst kann nur im Auge des Betrachters erfolgen und sei reine Geschmackssache. Er benutze die Digitalen Medien, wie der Maler Pinsel, Farbe und Leinwand. Auch seine mit Apparaten hergestellten Kunstwerke hätten demnach eine Aura und Einmaligkeit. Kunst dürfe nie nur einem kleinen elitären Kreis zur Verfügung stehen. Massentauglichkeit und Qualität schließen sich seiner Meinung nach nicht aus. Allgemeine Einteilungen in echte Kunst und Kopien entbehren jeder Objektivität. Sam Ple und Walter Benjamin waren sich jedoch einig, dass die Geschwindigkeit und die Masse an Bildeindrücken ohne eine über Generationen gewachsene Mediensozialisation nicht zu bewältigen wären.
Matt Scheibe fügte noch an, welche tiefgreifenden Veränderungen die Möglichkeiten des Internets und insbesondere die Möglichkeiten des Web 2.0 mit sich bringen, nun nicht nur als Konsument, sondern auch als Produzent aktiv in die Medienlandschaft eingreifen zu können.
Benjamin erklärte daraufhin, dass schon zu seiner Zeit diese Entwicklung seinen Anfang genommen habe und jeder Mensch die Möglichkeit hatte ein Filmstatist zu werden und damit Teil eines Gesamtkunstwerks zu sein.

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