Sonntag, 24. Oktober 2010

Das Web 2.0 wird dazu beitragen, dass das Lernen effektiver wird und sich unsere Bildungslandschaft dramatisch verändert. Kann man das so sagen?

Das Spektrum der Bildungslandschaft ist natürlich sehr weit und reicht von der beruflichen Weiterbildung, über den schulischen Bereich, bis hin zum privaten autodidaktischen Lernen. Die spezifischen Eigenheiten des Web 2.0 (wenn man bei der Vielzahl von Anwendungen von spezifischen Eigenheiten sprechen kann), führen dazu, dass sie diesen Rahmenbedingungen mehr oder weniger entgegenkommen. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass im Web 2.0 privates zunehmend öffentlich wird.
Allgemein kann wohl gesagt werden, dass durch die in den letzten Jahren entwickelten Web 2.0 Anwendungen, technische Möglichkeiten eröffnet wurden, die im alten "Internet 1.0" schlicht nicht möglich waren. Denn, nun ist es auch für den nicht professionellen Internet-Benutzer möglich, nicht nur die Rolle des reinen Konsumenten einzunehmen, sondern auch selbst kreativ tätig zu werden, sowie zeit- und ortsunabhängig zu kommunizieren und zu kollaborieren. Die technischen Möglichkeiten zur Vernetzung über Distanz sind also vorhanden und haben im Alltag vieler Leute einen festen Platz eingenommen.
Da Web 2.0 Anwendungen zwar flächendeckend, aber oft unreflektiert verwendet werden, muss die Medienerziehung darauf reagieren und dazu beitragen, dass die Benutzer sowohl über die Chancen, wie auch über die Gefahren und Stolpersteine (z.B. Stichwort Sicherheitseinstellungen bei Social Communitys) von Web 2.0 Anwendungen aufgeklärt werden. Der Sicherheitsaspekt spielt natürlich bei Lernanbietern eine wichtige Rolle und ist wohl auch ein Grund dafür, warum in der Lehre noch gerne auf relativ geschlossene Systeme, wie eine LMS zurückgegriffen wird. Wobei diese Systeme sich natürlich auch den veränderten und weiterentwickelten technischen Strukturen anpassen und sich nach und nach immer mehr der Web 2.0 Welt öffnen oder Anwendungen direkt in ihre Systeme integrieren. Insofern hat das Web 2.0 hier schon einiges in der Bildungslandschaft verändert.
Im Gegensatz zum privaten Gebrauch von Web 2.0, bedarf es bei professionellen Lernangeboten einer expliziten und vollständigen Planung. Dies bedeutet, dass es nicht reicht, technisch hochwertige Anwendungen anzubieten. Es ist vielmehr wichtig, Anwendungen didaktisch sinnvoll in die Lernumgebung einzubinden, damit sie bei der Lösung eines Bildungsproblems weiterhelfen und damit zur Erreichung des gewünschten Lehr-/Lernziels beitragen.
Es ist daher wichtig, dass im Sinne der gestaltungsorientierten Mediendidaktik, spezifische Lösungen für bestimmte Lerninhalte und Lehrziele, Zielgruppen und Rahmenbedingungen zu finden sind (siehe Kerres). Daher kann man wohl davon sprechen, dass Web 2.0 Anwendungen dort die Bildungslandschaft erfolgreich beeinflussen werden, wo sie unter Berücksichtigung der genannten Faktoren, sinnvoll in ein didaktisches Design eingebunden sind.
Da das Web 2.0 in immer mehr Lebensbereichen Einzug hält, sollten sich Lernarrangements an dieser Tatsache orientieren, um Anknüpfungspunkte für den Lerner zu schaffen. Die Chancen stehen daher gut, dass sich die Lehrmethoden, mithilfe dieser Werkzeuge, hin zu einer offeneren Form entwickeln, die eine aktivere Rolle des Lerners beinhaltet. Aufgabe des Lehrers wird es dann vermehrt sein, dem Lerner Orientierung in solch offenen Lernumgebungen zu ermöglichen. Dies könnte durch die von Kerres empfohlenen Lerninseln in Form semipermeabler LMS oder CMS geschehen, die als zentrale Anlaufstellen genutzt werden können.
Die vielfältigen Möglichkeiten, Web 2.0 Anwendungen in qualitativ anspruchsvolle, Zeit- und Ortsunabhängige, didaktisch gut geplante Lernszenarien einzubinden sind vielfältig. Dies wird den Bildungssektor sicherlich nachhaltig verändern, wie dies durch das Web 2.0 im privaten und beruflichen Alltag schon geschehen ist.