Montag, 28. März 2011

Lebenslanges Lernen

I hear babies cry, I watch them grow, they´ll learn much more I´ll never know…so oder ähnlich singt es Louis Armstrong. Wenn man die Geschwindigkeit betrachtet, mit der neue Entwicklungen voranschreiten und die damit einhergende Halbwertszeit von Wissen sinkt, kann man nur hoffen, dass man nicht den Anschluss verliert und in der Zukunft vor unlösbare Herausforderungen gestellt wird. Wie es etwa für meine Oma die Programmierung ihres Videorekorders war. Dagegen hilft dann nur: Lebenslang am Weiterbildungsball zu bleiben.
Für das Selbstlernen in den unterschiedlichsten Bereichen steht einem heute, durch die zunehmende Vernetzung, ein nahezu unendlicher Informationspool zur Verfügung, der es einem ermöglicht, sich in jedes erdenkliche Thema komfortabel von zu Hause aus einzuarbeiten. Bei entsprechenden motivationalen und selbstregulativen Fähigkeiten kann man meiner Meinung nach, sich manches teure Weiterbildungsangebot ersparen. Grundvoraussetzung sind natürlich ausreichende zeitliche Ressourcen, die bei den meisten bekanntlich spärlich gesät sind.
Im Gegensatz zu den immer rasanter verlaufenden Entwicklungen steht meiner Meinung nach unser gutes altes Bildungssystem, das sich immer noch ziert alte Bärte abzuschneiden und in vielen Fällen noch versucht einen bestimmten Wissenskanon, im Hinblick auf die Fachkompetenzen, an alle Teilnehmer einer Jahrgangsstufe zu vermitteln. Programme und Strategiepapiere werden ent- bzw. verworfen und unter anderer Abkürzung wieder ins Rennen geschickt. Dafür, dass das Konzept des lebenslangen Lernens, wie es Opfermann/Gessler beschreiben, schon seit 40 Jahren bekannt ist, ändern sich die Schulstrukturen aber nur sehr langsam.
Ich finde einen Ansatz sehr überlegenswert, in dem formale, informelle und non-formale Lernprozesse ihre Würdigung finden. Meine Erfahrung ist, dass z.B. Schüler die im Schulalltag sich nicht hervortun in meinen Workshops (z.B. Video drehen) zu den aktivsten gehören und sich hier ihre Bestätigung holen. Auch Basiskompetenzen, wie soziales Engagement im privaten (z.B. in Vereinen), sollten in der formalen Bewertung der Bildungseinrichtungen bei Kinder und Jugendlichen ihre Anerkennung erfahren. Nicht umsonst legen Personalmanager bei der Einstellung, neben den Schulnoten, immer mehr Wert auf das Gesamtportfolio des Bewerbers. Dies entspricht den Ansprüchen einer immer stärkeren Individualisierung und Spezialisierung in der Gesellschaft.
Für die Startchancengleichheit ist es daher unabdingbar, dass für die Selbstverwirklichung der Schüler hier die entsprechenden Infrastrukturen an den Bildungseinrichtungen geschaffen werden. Die „neuen Medien“ können hier einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung leisten.
Ziel sollte eine Förderung sein, die von der, jedem Menschen innewohnenden, Neugier ausgeht und diese gezielt lenkt und fördert. Dies steht in einem Gegensatz zu einer Pädagogik von oben und erfordert ein neues Lehrerbild, das mehr dem eines Lernbegleiters, als dem eines Lehrmeisters entspricht. Hierbei nimmt das „lernen des Lernens“ sicher eine zentrale Rolle ein.
Ich stimme Opfermann/Gessler zu, dass dies je leichter gelingen kann, je früher damit begonnen wird und nicht abhängig sein darf von der sozialen Herkunft. Hier sehe ich das Bildungssystem in der Verantwortung für gleiche Ausgangschancen zu sorgen und die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Auch eine gute Abstimmung unter den Institutionen ist unabdingbar um Doppelangebote und Angebotslücken zu vermeiden. Frei werdende Ressourcen könnten in eine effizientere und individuellere Betreuung investiert werden.

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