Montag, 18. Januar 2010

Die perfekte Lehrperson und Dörings Kompetenzwanne


Wie lassen sich meine Vorstellungen einer "perfekten" Lehrperson Dörings Modell der Kompetenzwanne, und den dort enthaltenen Kompetenzen (Persönlichkeitskompetenz, Organisatorische Kompetenz, Fachliche Kompetenz, Didaktische/methodische Kompetenz, Soziale Kompetenz), zuordnen.

Die perfekte Lehrperson...
...setzt sein Fachwissen ein, um Lerninhalte altersgerecht und von den Leistungsanforderungen her angemessen, methodisch zu strukturieren. (didaktisch/methodisch)

...hat Einblick in die Lebenswelt seines Lernklientels. Reflektiert aufgrund dieses Realitätsbezuges seine Lehrtätigkeit und entwickelt seine Lehrinhalte kontinuierlich weiter. Er passt diese veränderten strukturellen Bedingungen und Lerngruppen entsprechend an. Dies setzt die Reflexionsfähigkeit der eigenen Lehrtätigkeit voraus und die Bereitschaft zur eigenen lebenslangen Weiterbildung. Es ist ihm hierdurch möglich methodisch, wie auch in Bezug auf den Medieneinsatz , einen zeitgemäßen, und damit für den Lernenden relevanten, auf seine Zukunft ausgerichteten Unterricht anzubieten. (didaktisch/methodisch, Soziale Kompetenz)

...legt großen Wert darauf, dass die Lernenden möglichst eigenständig und selbstgesteuert Aufgaben lösen und Probleme überwinden (Lernen des Lernens). Er wirkt eher beratend und anleitend, statt als purer Fachwissenvermittler. (didaktisch/methodisch)

...versteht sich als Teamplayer und nicht als Einzelkämpfer, dem es durch die Zusammenarbeit mit anderen Kollegen, auch aus anderen Fachbereichen und Berufen, möglich wird, Themen interdisziplinär, aus verschiedenen,Blickwinkeln aufzuarbeiten. Teamfähigkeit ist überdies wichtig, da der Lehrerberuf eine solche Vielzahl an Kompetenzen erfordert, dass ein einzelner Lehrer nicht in allen Teilgebieten perfekt sein kann (außer der Lehrer Dr. Specht). Daher sollte man eher das perfekte Lehrteam anstreben. Durch Arbeit im Team bietet sich weiterhin die Chance, möglichst allen Lernern, auch den Schwächeren oder Verhaltensauffälligeren, gerecht zu werden, den Überblick zu behalten und den Unterricht besser zu planen, zu koordinieren, zu kontrollieren und individueller auf den einzelnen abzustimmen. Weiterhin werden so auch Defizite von schwächeren Lehrern besser abgefangen. (Organisatorische Kompetenz, Soziale Kompetenz)

...ist als Person selbstbewusst aber nicht selbstgerecht.

...ist authentisch und Begeisterungsfähig und somit glaubhaft und motivierend für die Lernenden.

...hat das richtige Verhältnis zwischen Offenheit und Abgrenzung im Verhältnis zum Lerner.

...hat Sinn für Humor, denn mit Spass lernt es sich besser.
(alle drei Persönlichkeitskompetenz)

...kann Verhalten und Ergebnisse professionell analysieren und so seinen Unterricht noch besser auf die Lerngruppe und die einzelnen Teilnehmer abstimmen. (didaktisch/methodisch)

...ist ausgeglichen und nicht launisch und somit einschätzbar und verlässlich für den Lerner. Er sorgt so für ein angenehmes Arbeitsklima. (Persönllichkeitskompetenz)

...hat auch seine kleinen Schwächen und Eigenarten, denn nobody is perfect (Persönlichkeitskompetenz)

Dienstag, 5. Januar 2010

Allgemeine Didaktik...

- ...sollte Lösungsstrategien für Probleme des alltäglichen praktischen Lehrens und Lernens bieten und damit handlungsorientiert sein.

-...sollte die Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt stellen und nicht etwaige normative Theorien oder Lehren.

-...sollte einen Rahmen vorgeben, der dem Lehrenden Orientierung, bei der Planung, Durchführung und Reflexion seiner Arbeit gibt und der es Leherkollegien ermöglicht, eine einheitliche Konzeption zu entwickeln, die für ihr jeweiliges Klientel angemessen erscheint, für den Lernenden nachvollziehbar ist, und diesem Transparenz bei der Erfassung seiner Ergebnisse sichert.

Comenius gestern und noch heute?

Im Kontext der damaligen Zeit (30 jähriger Krieg, Europa zerstückelt in, in sich durch ihre Konfession definierende und dazu noch alle miteinander zerstrittene, Kleinstaaten), waren die Ansinnen von Comenius, in allen Gemeinden, Städten und Dörfern eines jeden christlichen Landes Schulen zu errichten, in denen die gesamte Jugend beiderlei Geschlechts ohne jede Ausnahme die Möglichkeit hat sich zu bilden, natürlich ein ehrenwertes und sicherlich auch revolutionäres vorhaben. Wenn wir sehen, dass sich Katholiken und Protestanten damals etwa so unversöhnlich gegenüberstanden, wie heute vielleicht nur noch die Religionen im Nahen Osten, könnte man das Vorhaben von Comenius durchaus als Lehre für den Weltfrieden (oder damals Europafrieden) betrachten.
"Die Vollständige Kunst, alle Menschen alles zu lehren" ist aus der Zeit des 17. Jahrhunderts heraus, mit ihren gestiegenen technischen Möglichkeiten (Buchdruck= Möglichkeit Informationen zu verbreiten), in meinen Augen auch heute in leicht abgewandelter Form noch aktuell. Denn auch heute sollte das Ziel sein allen Kindern (natürlich nicht nur christlichen), unabhängig der sozialen Herkunft, den Zugang zu Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen. Das dies auch in Deutschland nicht immer der Fall ist, wurde durch die OSZE und die Pisa Studie aufgezeigt ("Denn die Herstellung von Chancengleichheit ist einer der wichtigsten Eckpfeiler demokratischer Gesellschaften, gleichberechtigte Bildungschancen wesentlich für ihren Zusammenhalt und inneren Frieden." (vgl. Prof. Rolf Wernstedt/Marcel John-Ohnesorg, 2008, S.4)
Auch heute befinden wir uns in einer Umbruchphase, in der neue Technologien die Möglichkeit bieten, die Geschwindigkeit und Reichweite von Informations- und Wissensverbreitung zu forcieren.

Comenius war der erste, der seine Lehre von den Bedürfnissen des Kindes aus anlegte. Diesen Ansatz kann man als durchaus reformpädagogisch ansehen, auch wenn wir aus heutiger Sicht sicherlich eine andere Sichtweise von Kindheit und Erwachsenwerden haben. Auch der Bezug auf einen allgemeinen christlich geprägten Wissenskanon lässt sich natürlich nicht in dieser Art in das 21. Jahrhundert übertragen, da es heute die Wahrheit, die Grundlage, die Reihenfolge und den Weg, nicht mehr gibt, sondern die verschiedenen Interessen und Lebensstile innerhalb einer Gesellschaft pluralistischer geworden sind und eine zunehmende Spezialisierung auf ein eng eingegrenztes Gebiet vom einzelnen gefordert wird.
Durch die anhaltende Wissensexplosion bzw. Wissensveraltung und durch die Tatsache, dass die Halbwertszeit in vielen Bereichen (z.B. EDV Sektor) stetig abnimmt, wird das selbstgesteuerte lernen zunehmend als Schlüsselqualifikation notwendig (vgl. Weltner 1978. S. 20), mit allgemeinen Bildungsgängen wird es zunehmend schwieriger den individuellen Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden. Daher spricht Comenius mit seiner Forderung einer Unterrichtsweise Punkte an, die durchaus Aspekten einer heutigen zeitgemäßen Didaktik gerecht werden (Lehrer weniger lehren; die Schüler mehr lernen; in der Schule weniger Lärm, Überdruss..., dafür mehr Freiheit, Vergnügen und wahrhafter Fortschritt).
Auch mit seiner Forderung Rasch, Angenehm und Gründlich zu lernen trifft er doch genau den Trend unserer Zeit, in der alles auf eine effizientere Abwicklung von Tätigkeiten und einen schnelleren Informationsaustausch ausgelegt ist. Obwohl dies sicherlich nicht immer förderlich zum Wohle des Kindes ist (siehe G12 im Gymnasium), da sich meiner Meinung nach gezeigt hat, dass zwei Aspekte den dritten ausschließen
(Rasch und Angenehm aber nicht Gründlich,
Angenehm und Gründlich aber nicht Rasch,
Rasch und Gründlich aber nicht Angenehm).
Seine Forderung "in der Christenheit weniger Finsternis, Verwirrung und Streit dafür mehr Licht, Ordnung, Friede und Ruhe" einkehren zu lassen, kann man als einen Aufruf zum friedlichen Miteinander und zur Toleranz gegenüber Andersdenkenden verstehen. Solche sozialen Kompetenzen sind unbestritten auch Inhalte heutiger Bildungs- und Lehrbemühungen und sicherlich genauso notwendig wie zu Zeiten von Comenius.