Freitag, 28. Mai 2010

Serious Games

Für unser Thema Serious Games hab ich mir zwei Spiele angeschaut. Einmal Food Force und zum anderen Darfur is Dying. Beide Spiele beschäftigen sich mit Hunger, Bürgerkrieg und Vertreibung mit dem Ziel, auf Probleme in der 3. Welt hinzuweisen. Dabei verfolgen die beiden Spiele aber zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen. Bei Food Force ist man Mitarbeiter beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und unterstützt ein Team von Experten bei der Bekämpfung einer schweren Hungerskrise auf der Fantasie Insel Sheylan. Man arbeitet sich hier durch sieben kleine Missionen, die sowohl Geschick und Reaktionsvermögen, als auch Taktik und Kombinationsvermögen erfordern. Bei Darfur is Dying schlüpft man in die Rolle eines Bewohners eines Flüchtlingcamps und muss eine Woche für das Überleben des Lagers sorgen. Um Wasser zu holen, müssen die Spielenden etwa weite Strecken zuücklegen und sich vor feindlichen Milizen verstecken.
Doch nicht nur die Rollenperspektive ist verschieden, sondern auch die technische Umsetzung. Food Force steht zum Download zur Verfügung, Darfur is dying ist als Browser Game konzipiert. Es ist jedoch bei beiden Spielen auf eine gut gestaltete Homepage zugreifbar, die beide mit einer Vielzahl an Hintergrundmaterialien (Links, Bilder, Informationstexte, Videos usw.) zum Thema aufwarten und in denen man seine Spielstände mit anderen vergleichen kann. Mit den vielfältigen Materialien bieten diese Seiten gute Möglichkeit das Spiel sinnvoll in eine Lerneinheit einzubinden. Weiterhin ist es dem Spieler möglich, durch die Hintergrund Informationen eine Verbindung zwischen Spiel und Realität herzustellen.
Die Spiele fungieren meiner Meinung nach als eine Art Eyecatcher um Kinder und Jugendliche zu motivieren, sich mit den Realitäten in einer für sie fremden Welt auseinanderzusetzen. Faktenwissen wird im Spiel also eher beiläufig präsentiert. Es ist aber sehr gut möglich beide Spiele in eine didaktisch aufbereitete Lernsituation einzubetten. Der Spieler macht hierdurch Erfahrungen, die im alltäglichen Leben nicht möglich sind und die im Rahmen eines Lernarrangements reflektiert werden können.
Food Force setzt dabei mehr auf die Bewältigung von Missionen im Stile eines Actongames mit Zwischensequenzen, in denen virtuelle Teammitglieder (ist es wirklich die Stimme von DJ Bobo?) in die Aufgaben (z.B. Leute zählen vom Hubschrauber aus, Nahrungszusammentellung, Hilfstransporte, Ressourcenverteilung) einführen. Darfur is dying ist dagegen im Sinne eines Casual Games fast selbsterklärend und hat eher den Charakter eines Jump and Run Games. Dieser Gegensatz zwischen Kind gerechter Darstellung und der ernsten Thematik, fand ich sehr gelungen. Denn sie erhebt erst gar nicht den Anspruch auf Realität (im Gegensatz zu Food Force) und sensibilisiert dennoch auf eine gewisse Weise für den Ernst in der Realität, wenn man dann doch wieder von den Milizen geschnappt wurde (im echten Darfur hätte dir als Frau nun dies und das passieren können). Vor allem in Verbindung mit den zur Verfügung gestellten Backgroundwissen.
Man kann sagen, dass eine, wie im Studienbrief erwähnte Motivierung, Emotionalisierung und Selbsterfahrung stattfindet und in der Auswertung der eigenen Spielerfahrung der eigentliche Lernprozess stattfindet. Dies gilt für beide Spiele. Beide setzen auf ein immersives Spieldesign in dem größere globale Zusammenhänge sich dem Spieler während des Spiels, in einer kindgerechten Art und Weise, erschließen.
In beiden Spielen wird auch eingeschränkt prozedurales Wissen vermittelt. Aber nur innerhalb eines kleinen Rahmens, etwa innerhalb der Missionen in Food Force oder im Camp bei Darfur is dying. Bei Food Force ist man jedoch sehr stark an die vorgegebene chronologische Struktur des Spiels gebunden. Hier ist die Spielindustrie dann auch schon wieder ein paar Schritte weiter. Denn bei GTA oder Dead Redemption bewegt sich der Spieler mittlerweile frei in fast unendlich groß erscheinenden Welten, was der Realität näher kommt und ein tieferes Eintauchen in die Spielwelt ermöglicht. Die Zukunft wird daher meiner Meinung nach sein, dass diese Spiele mit leicht veränderten Missionen an Lernzwecke angepasst werden und nicht Spiele entwickelt werden , die grafisch und vom Spielkomfort nicht mit den Blockbustern mithalten können, wie etwa Food Force. Aber ein gutes Spiel hängt natürlich nicht nur von solchen Aspekten ab. Manchmal ist weniger ja auch mehr, wie z.B. bei Darfur is dying. Trotz aller technischen Einschränkungen, kann ich mir sehr gut vorstellen, beide Spiele sinnvoll für Lernzwecke einzusetzen.