Montag, 28. März 2011

Wird Medienbildung Allgemeinbildung?

Wird Medienbildung Allgemeinbildung?
Kübler spricht sich in der Schulbildung dafür aus, dass die Medienbildung, die häufig noch als separater Sektor gelehrt wird, in die einzelnen Fachbereiche eingegliedert werden soll. Diesem Standpunkt stimme ich uneingeschränkt zu. An Schulen wird der Computerraum häufig noch als heilige Kuh behandelt. Abgeschlossen und schwer gesichert wird hier ein in sich geschlossener Computerunterricht angeboten, der, wenn überhaupt, vielleicht für Schüler interessant ist, die sich später auf diesem Gebiet spezialisieren wollen. Für den Großteil der Schüler wäre jedoch interessant, wie sie den Computer als nützliches Werkzeug in ihrem Lernalltag einsetzen können.
Die Möglichkeiten, die die Technik zur kooperativen, kommunikativen und informativen Arbeit heute zur Verfügung stellt, bilden hier gute Möglichkeiten für die Unterstützung von effektiven Lehr- und Lernaktivitäten.
Der erwähnte Konkurrenzkampf zwischen der Sozialisation der Jugendlichen durch die Medien und durch die traditionellen Bildungsinstitutionen kann durch das Fehlen von schlüssigen, langfristigen Konzeptionen und eine über Jahrzehnte verschlafene kompetente Medienerziehung als hausgemacht betrachtet werden. Die Bildungseinrichtungen sind hier, oft mehr als einen Schritt, hinter den Entwicklungen hinterher. Sie reagieren nur und agieren nicht vorausschauend, bzw. setzen ihre Schwerpunkte falsch, wie man am Beispiel des von Kübler erwähnten Filmkanons sehen kann. Die Medienlandschaft ist mittlerweile so vielfältig, dass man sich eine Fixierung seitens der Pädagogik auf ein Genre, wie z.B. den Film, nicht mehr leisten kann. Ein sinnvoller Ansatz wäre deshalb sicherlich, Kindern und Jugendlichen Selektionskompetenzen an die Hand zu geben, die es ihnen ermöglicht ihren Umgang mit Medieninhalten und Medienwerkzeugen reflektiert zu betrachten und diese effektiv für ihre Arbeit und Weiterentwicklung zu nutzen.
Ich stimme also zu, dass Medien zur Allgemeinbildung gehören, um den Anforderungen der heutigen Zeit in Beruf, Schule und Freizeit gerecht zu werden. Um zu guten Ergebnissen zu kommen sind Werte wie Anstrengung, Ausdauer und gründliche Gedankenarbeit, wie von den Bildungseinrichtungen eingefordert, sicherlich mit Medieneinsatz genauso unabdingbar wie ohne. Es sollte daher vordringlich die Frage sein, wie Medien die Ziele und Bildungsanliegen der Bildungseinrichtungen als sinnvoller Baustein ergänzen, ermöglichen bzw. fördern können.
Egal ob die Medienbildung nun zur Allgemeinbildung gehört oder nicht, ist eine Auseinandersetzung mit der Medienlandschaft, mit all ihren Chancen und Gefahren, für ein verantwortungsvolles, mündiges Leben in unserer Gesellschaft unabdingbar. Dies sollte aber nicht in einer bewahrpädagogischen, von Misstrauen geprägten Haltung von statten gehen, die sich den realen Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen verschließt, noch sollte eine Überhöhung der Technik stattfinden. Vielmehr sollte das Ziel sein, Lehr- und Lernprozesse durch neue didaktische Möglichkeiten, welche die „neuen Medien“ bieten, zu bereichern und im Sinne der Chancengleichheit, für Zugangsmöglichkeiten, jenseits von sozialen Unterschieden, zu sorgen. Sich seitens der Bildungsverantwortlichen diesem Thema zu entziehen heißt, Kinder und Jugendliche sich ihre eigenen Werte zu suchen lassen. Wen wundert es da, dass dies meist Angebote sind, wo es am lautesten knallt und rumst.

1 Kommentar:

  1. Hallo Thorsten,

    wir sind uns einig, daß ein "Medienunterricht", der abgekapselt von allen anderen Fächern unterrichtet wird, nicht die maximale Wirkung haben kann. Das ist ein wenig (Ich lehne mich jetzt ganz weit aus dem Fenster...) wie Lesen und Schreiben nur im Deutschunterricht zu üben :-) Ich spiele jetzt aber trotzdem mal ein wenig den Advocatus diaboli und versuche, den klassischen "Computerraumunterricht" ein wenig zu verteidigen:-)

    Im Rahmen des Schülerkollegs Pädagogik arbeite ich viel mit Schüler/innen, und habe da die Erfahrung gemacht, daß "Computerunterricht", besonders in den jüngeren Klassen, sehr hilfreich ist: Er schafft eine gemeinsame Basis, um dann ohne großen Aufwand z.B. Präsentationsprogramme, Tabellenkalkulation oder Textverarbeitung einsetzen zu können, oder um Schüler/innen Recherchen online durchführen zu lassen. Gerade wenn man als Lehrer/in (oder als "Frau von der Uni", die einen Workshop durchführt) nicht ganz so sicher im Umgang mit Technik ist oder wenig Zeit zur Verfügung hat, ist es gut zu wissen, daß 6. Klässler diese Software, und 7.-Klässler jenes Medium bedienen können ("Bedienkompetenz"). Auf der Grundlage kann dann der _eigentliche_ Medienunterricht als Bestandteil des Fachunterrichts stattfinden :-)

    Gruß,

    Judith

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